Filmnacht 2019: Island

  • Donnerstag, 31. OKTOBER 2019
  • Kollegiums-Saal Brig
  • Vorverkauf / Reservation: Brig Simplon Tourismus AG, 027 921 60 30
    Wir bitten um Reservation bis 29.10.2019
  • Eintritt CHF 55.- (2 Filme + Menu)
  • Kassaöffnung und Apéro ab 19.00 Uhr / Filmbeginn 19.30 Uhr

Island ist als Filmkulisse sehr beliebt, das erkennt man der langen Liste von Filmen und TV Serien die hier gedreht wurden. Von James Bond über Lara Croft bis hin zu Star Wars: Unglaublich viele Hollywood-Meisterwerke sind ganz oder teilweise hier oben gefilmt worden.

2001 wurde das isländische Filmzentrum gegründet und gab dem isländischen Filmschaffen Auftrieb. Gelangten zunächst nur wenige Filme aus der Inselrepublik, deren Bevölkerungszahl gerade einmal knapp jener der Stadt Zürich entspricht, an grosse Filmfestivals und in die internationalen Vertriebskanäle, so hat sich dieses Bild seit der Premiere von «Of Horses and Men» massiv gewandelt. Denn bereits zwei Jahre nach Erlingssons surrealer «Pferdekomödie» reüssierte erneut ein isländischer Film an einem internationalen Festival, dieses Mal in der Königskategorie: Das verhaltene, leise Adoleszenzdrama «Sparrows» von Runar Runarsson erhielt 2015, ebenfalls in San Sebastián, den Hauptpreis, die Goldene Muschel. Das Publikum aber scheint eher denjenigen isländischen Filmen zuzuneigen, die von Skurrilität und derben Spässen gekennzeichnet sind. Diese Erwartungen bediente etwa «Rams» von Grimur Hakonarson, 2016 am Zurich Film Festival (ZFF) mit dem Hauptpreis geehrt. Sein deutscher Verleihtitel, «Sture Böcke», gibt die Richtung vor: Der Film erzählt die tragikomische Geschichte zweier alter Brüder, beide Schafzüchter, die seit Jahrzehnten miteinander verfeindet sind und sich schliesslich wegen einer gefährlichen Tierseuche wieder zusammenraufen.

 

METALHEAD

Island 2014, 104 Min

Regisseur: Ragnar Bragason

Musik: Petur Thor Benediktsson

Drehbuch: Ragnar Bragason

Darsteller: Halldóra Geirharðsdóttir, Pétur Einarsson und Hilmar Wollan III.

 

 

Mitten im Idyll der isländischen Landschaft schlägt eine Tragödie zu. Bei der Arbeit auf dem Bauernhof seiner Eltern erleidet der junge Baldur einen tödlichen Unfall. Seine Familie ist schockiert und ratlos, allen voran seine Schwester Hera, die noch viel zu jung ist, um den Verlust richtig zu verarbeiten. Ein Mindestmaß an Trost findet sie immerhin in den CDs und Platten, die Baldur ihr hinterlassen hat. Das junge Mädchen verschwindet in die aggressiven, melancholischen und rohen Texte und Töne des Heavy Metal und nimmt sogar selber die Gitarre in die Hand. Einige Jahre später ist Hera zu einer jungen Frau herangewachsen und kommt mit ihrem Leben nicht klar. Früher oder später muss sich die zurückgezogene Metal-Expertin den Konsequenzen ihres unverarbeiteten Traumas stellen und akzeptieren, dass kein Mensch als Insel überleben kann.

Das hochsensible Drehbuch zusammen mit der großartigen Leistung der Hauptdarstellerin ist der Beweis dafür, dass es sich bei aggressiver Musik nicht um seelenlose Orgien aus Gewalt und Geräusch handelt, sondern um das genaue Gegenteil. Mit Hera zeigt er kein abgestumpftes Monster, sondern eine sensible, distanzierte und traurige junge Frau, die letzten Endes das selbe sucht, wie wir alle. Die drastischen Töne der eingespielten Musikstücke verweben sich mit dem kühlen, melancholischen Ton des Films perfekt und wirken wie dafür gemacht.

WOMAN AT WAR

Island, Frankreich, Ukraine 2018   104 Minuten

Regie:           Benedikt Erlingsson

Darsteller: Halldóra Geirharðsdóttir

Davíð Þór Jónsson

Magnús Trygvason Eliasen

Ómar Guðjónsson

Jóhann Sigurðarson

Eine alleinstehende, fünfzigjährige Chorleiterin lebt in der isländischen Hauptstadt Reykjavik eine beschauliche und unauffällige Existenz. Doch in ihrer Freizeit zeigt sie ein ganz anderes Gesicht: Sie sabotiert höchst effizient Hochspannungsleitungen im Inneren des nordischen Inselstaates – aus Protest gegen einen Aluminiumkonzern und um so der Zerstörung von Naturlandschaften Einhalt zu gebieten. Just als ihr die Polizei auf die Spur kommt, erhält die Frau aus einem ukrainischen Kinderheim die Nachricht, ihrem Begehren um Adoption eines Waisenmädchens werde stattgegeben und sie könne das Kind abholen. Bereits in seinem Erstling, dem Ensemblefilm «Of Horses and Men», bewies Benedikt Erlingsson Sinn für derben Humor, absurde Situationskomik und ein Flair für Unvereinbares. Diese Qualitäten kommen, erzählerisch stärker fokussiert, auch in seinem neuen Film voll zum Tragen, gepaart mit einer durchaus ernst gemeinten Botschaft, die von der grossartigen Hauptdarstellerin Halldora Geirhardsdottir kongenial umgesetzt wird.